Alte Weinbauschule im neuen Gewandt

Wenn Sie neuerlich von der Richtung Trnava aus nach Modra einkamen, konnte es Ihrem Blick bestimmt nicht entgangen sein, dass das Gerüst um den Herrenhaus bereits abmontiert war und eine prunkneue Fassade zum Vorschein kam. An den meisten Teilen des Gebäudes sind bereits neue, grüne Fenster mit weißen Gesimsen eingebaut. Die Fenster, die in den Innenhof  gewandt sind und unter Denkmalschutz stehen, werden nacheinander handwerklich renoviert.

Auch im Innenbereich wird mit den Arbeiten fortgesetzt. Die Sanitäranlagen und die Küche bekommen einen neuen keramischen Belag, die Dielen werden mit Keramikfließen ausgepflastert. Fertig ist auch der Verputz in den renovierten Räumen, in manchen Räumen und Gängen sind bereits die Wände neu angestrichen. Die ursprünglichen Türe und Türzargen wurden fachkundig restauriert und in ihre ursprünglichen Stellen zurückversetzt. Im Innenbereich wurde ein Aufzug gebaut, um einen barrierefreien Zugang ins Gebäude und zum Garten zu verschaffen. Fertig sind auch die Belüftungstechnik und ein neuer Heizraum. Sämtliche Versorgungsnetze wie Strom-, Wasser- und Heizleitungen sind installiert. 

Alle Bauarbeiten sollten bis Ende Oktober 2020 abgeschlossen sein. Anschließend wird an der Innenraumausstattung gearbeitet und es werden Beleuchtungselemente installiert. Auch die Revitalisierungsmaßnahmen im Garten werden weiter fortgesetzt.

Das Herrenhaus verdankt seine heutige Form dem Ritter Arthur Polzer aus Pocer und dessen Ehefrau Elisabeth, die es zu einem repräsentablen Edelsitz erhoben haben. Arthur Polzer war ein bedeutender Vertreter von dem Habsburger Hof und Hofkanzler des Kaisers. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie entschloss er sich für den Verkauf des Herrenhauses. Im Jahr 1922 wurden das Bauobjekt samt der Grundstücke von der Tschechoslowakischen Republik gekauft, um dort die Wein- und Obstbauschule aus Bratislava umzusiedeln.

Das renovierte Herrenhaus soll als ein kulturelles und kreatives Zentrum nicht nur für Modra, sondern gleichzeitig für die gesamte Region der Kleinen Karpaten und den Landkreis Bratislava dienen. In den renovierten Räumen entsteht eine Digitalisierungsstelle, es gibt Räume für kleine Bühnenauftritte, offene Ateliers, Schulungs- und Bildungskursräume, einen Ausstellungsbereich, eine Infostelle, eine Vinothek – Salon / Archiv der Weine. Das neugeschaffene Umfeld wird Raum zur Selbstverwirklichung für Künstler, Schüler, Innungsgenossen, Winzer und Weinbauer bieten. Zudem werden hier auch verschiedene Kultur- und Bildungsveranstaltungen – wie Konferenzen, Seminare, Workshops, Wettbewerbe – nicht nur für Einheimische, sondern auch für die Gäste aus den grenznahen Regionen stattfinden können. 

Das Projekt „Kulturell-kreative Belebung der Traditionen“ HERITAGE SK-AT stellt eine einzigartige Zusammenarbeit von sechs Partnern aus zwei Ländern dar. Der Selbstverwaltungskreis Bratislava agiert dabei als Lead Partner und ist für für die gesamte Projekt-Koordinierung und -Leitung zuständig. Das Kultur- und Bildungszentrum „Malokarpatské osvetové stredisko v Modre“ sorgt für die inhaltliche Abdeckung von dem Projekt. Als strategischer Partner für den Bereich Weinbau ist auf der slowakischen Seite das Museum der Kleinen Karpaten in Pezinok – „Malokarpatské múzeum v Pezinku“ – eingebunden. Für den österreichischen Partner sind an dem Projekt das Museumsmanagement NÖ, die Kulturvernetzung NÖ und die Marktgemeinde Jedenspeigen mitbeteiligt. Sie sorgen für die Umsetzung der Projektideen in ihrem Gebiet.

Die Renovierung wird im Rahmen des Projektes HERITAGE SK-AT durchgeführt, das im Rahmen des Zusammenarbeitsprogramms Interreg V-A Slowakei-Österreich aus den EFRE-Mitteln gefördert wird.