Um Wein einzuschenken brauchte man zuerst die Flasche zu öffnen – wie wurde das gemacht?

Ein nicht weg zu denkender Bestandteil von fast jedem Haushalt in den Kleinen Karpaten ist schon immer eine Flasche vom guten Wein gewesen. Allerdings um den edlen Tropfen auskosten braucht man sich zuerst die Mühe zu machen, um die Flasche zu öffnen. Bestimmt kennt man diesen oder jenen „guten“ Ratschlag, wie denn sowas selbst ohne einen Korkenzieher gehen sollte, und trotzdem: dieses Wunderwerkzeug erspart uns nicht nur die Zeit, sondern auch den möglichen Einsatz vom Reinigungsschaum für den Teppich bzw. die Reinigung des Lieblings-T-Shirts und eventuell auch der Möbelstücke. Der Korkenzieher ist zu einem unentbehrlichen Hilfsmittel für sowohl Weinprofis wie auch Laien geworden. Was weiß man über ihn und seinen Ursprung?

Als „Urgroßvater“ der heutigen Korkenzieher gilt ein Werkzeug fürs Entkorken von Flaschen aus dem 18. Jahrhundert. Der Legende nach ließ man sich beim Korkenzieher direkt von den Ranken inspirieren. Die Form des Korkenziehers ähnelte einer hängenden Weintraube. Seine Erfindung wurde erzwungen, als man anfing den Wein in Flaschen abzufüllen. Bis zum frühen 18. Jahrhundert war nämlich Kommerzialisierung von Wein samt Weinflaschenbeförderung untersagt. Der Wein durfte ausschließlich nur in Fässern gelagert und vermarktet werden. Die Flasche (bzw. der Krug) war nur dazu, um den Wein vom Faß auf den Tisch zu bringen. Dieses Verbot wurde erst vom König Ludwig XV. aufgehoben, der durch seinen königlichen Erlass vom 25. Mai 1728 den Verkauf von Weinflaschen bewilligte (was sich damals lediglich auf die Champagnerweine bezog, die in festen, dunklen und steifen Flaschen aus England abgefüllt wurden). In der gleichen Zeit zeigte sich das Bedürfnis nach einem speziellen Abdichtungssystem – dem Korkstöpsel.

Die Engländer fingen als Erste an, den Wein in Flaschen abzufüllen. Als tüchtige Geschäftsleute betrieben sie Handel mit zahlreichen Ländern, zum Beispiel mit Portugal, dem führenden Korkhersteller im Mittelmeerraum. So waren die vom England in die Welt hinausfahrenden Schiffe zuerst mit Wolle beladen, um auf dem Rückweg Mengen an portugiesischen und französischen Weinen ins Land zu bringen. Die Weine reiften an und wurden in riesigen Kellergewölben in Flaschen abgefüllt. Die Engländer wurden damit bis Ende des 19. Jahrhunderts marktführend in der Weinflaschenabfüllung.

Mit der Verschließung von Weinflaschen war natürlich auch der Bedarf nach deren Entkorken verbunden. Dazu musste ein eigenes Werkzeug erfunden werden – der Vorläufer des heutigen Korkenziehers. Das offizielle Patent dafür wurde zwar erst im Jahr 1795 vom englischen Priester Samuel Henshall eingereicht, doch seine Landesleuten hatten den Korkenzieher damals schon seit einigen Jahrzehnten benutzt. Es geht also um die erste zuverlässige Erwähnung über die Erfindung des Korkenziehers.

Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte den Aufstieg für den Korkenzieher. In den damals entwickelten verschiedenen Korkenziehertypen widerspiegelte sich der Erfindergeist der Menschen. Der „Korkwein“ wurde in jener Zeit für breite Volksschichten erschwinglich – und damit waren plötzlich auch Lösungen für schnelle und einfache Flaschenöffnung angesagt. Manche von ihnen konnten sich auf die Dauer behaupten.

Im Rahmen des Projektes „Kulturell-kreative Belebung der Traditionen“ Heritage SK-AT, das aus den Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms Interreg V-A Slowakei- Österreich gefördert wird, konnten wir eine einzigartige Korkenzieher-Sammlung bestaunen. Sie besteht aus 39 Sammelstücken. Ihr Besitzer ist  Herr Rariga, ein Winzer aus Modra, der sie zu Digitalisierungszwecken an uns zur Verfügung gestellt hat. In der Sammlung sind zahlreiche Arten der Korkenzieher vertreten, samt einiger seltenen historischen Stücke.